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Die metaphysische Frage des Live-Musikers auf der Bühne: „Warum bin ich hier?“

Nach über einer Dekade der Live-Abstinenz hat unsere Band Playground zur Fête de la Musique einige bekannte und unbekannte Lieder gecovert. Schön und gut – aber wozu?

Oder um es ins pseudo-bildungsbürgerliche zu wenden: Cui bonobo? Welchem Affen nützt das?


In die Flut digital verfügbarer Musikstücke kann jeder jederzeit auf Knopfdruck eintauchen. Die KI liefert bereits erschütternd gute Neukompositionen in beliebig wählbaren Stilen – auf Knopfdruck. Und an ausgezeichneten Live-Bands, die uns hinsichtlich Show, Mainstream-Kompatibilität und auch Instrumentenbeherrschung überlegen sind, herrscht weltweit kein Mangel.


Geht es um Anerkennung, um Respekt? Darum, dass einem endlich mal wieder jemand sagt, dass man über ein paar Fähigkeiten verfügt, die einen etwas vom durchschnittlichen Aktivitätsgewusel im menschlichen Ameisenhaufen abheben? Sollte ich nicht langsam mitbekommen haben, dass ich ein ganz guter Musiker bin?

Liegt da nicht schon ein narzisstisches Selbstwertvakuum à la Trump vor, wenn man sich immer wieder sagen lassen muss, dass man „Ganz ein Feiner!“ ist?

Warum sollte mich überhaupt interessieren, was völlig fremde Menschen von mir denken? Oder geht es tatsächlich darum, diesen unbekannten Zuhörern einfach eine Freude zu machen? Bin ich wirklich so ein sich-selbst-verschenkender Vorzeige-Altruist?

Falls ja, bewundert mich bitte dafür! 


Hinzu kommt: Vom Entertainment-Klamauk abgesehen, den ich live ohne großes Nachdenken absondern kann, muss ich das Publikum ausblenden, um wirklich gut Musik machen zu können. Erst wenn ich mit der Musik und meinen Mitmusikern in einen vermeintlich intimen Dialog trete, kann eine musikalische Qualität entstehen, die dann eventuell auch im Publikum einzelne Hörer auf besondere Weise erreicht.

Das heißt: Ich muss das Publikum ignorieren, damit es sich mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit angesprochen fühlt. Aber wozu brauche ich es denn dann überhaupt?

Üblicherweise stellt man solche rhetorischen Fragen, um sie am Textende in verblüffende Erkenntnisklarheit aufzulösen.Mir genügt es heute, die Frage wenigstens einmal aufzuwerfen.


Jetzt gehe ich erst mal üben. Für das nächste Konzert.

Fête de la Musique, Eisenach, Band Playground, 2025
Fête de la Musique, Eisenach, Band Playground, 2025
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Fête de la Musique, Eisenach, Band Playground, 2025

 
 
 

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