Create Your First Project
Start adding your projects to your portfolio. Click on "Manage Projects" to get started
Adorno hat Wachs in den Ohren. Ein sirenischer Essay über Erkenntnis, Sex und Tod
Dieser Text ist mit dem Rücken zum Publikum geschrieben.
Zum einen verlangt der Text die Bereitschaft und Fähigkeit des Lesers, komplexe philosophische Gedankengänge von Fichte bis Adorno mitzuvollziehen.
Zum anderen muss sich der Leser auf die ungewöhnliche Struktur des Textes einlassen und die Erwartungshaltung an einen herkömmlichen Essay beiseite legen. Es sei
im Folgenden auf einige strukturelle Besonderheiten des Textes hingewiesen.
1. Vordergründig ist die Fehldeutungsgeschichte der Sirenen, die bei Homer noch mit Wissen in den Tod lockten, der Ariadnefaden, der durch das Labyrinth dieses Textes führt. Diesen Faden verlässt Taubert allerdings immer wieder, um sich neugierig in entlegenere Gedankengänge zu verirren.
2. Die dem Sirenenthema entlehnten thematischen Leitmotive „Erkenntnis, Sex und Tod“
werden den ganzen Text hindurch immer wieder variiert und kontrapunktisch verarbeitet.
3. Der Text gerät häufig zum Dialog zwischen dem Autor und seinem schräg gedruckten zweiten Ich. Dieses greift als persönlichkeitsimmanentes Korrektiv immer wieder in den
Text ein, wenn der Autor beispielsweise der Dialektik eines Sachverhalts nicht ausreichend Rechnung trägt, sich formale Freiheiten heraus nimmt oder sich in seinen ausufernden
Metaphern verheddert.
4. Den Mittelteil des Textes bildet ein fiktiver Brief, in dem sich Taubert mit der Frage auseinandersetzt, was wäre, wenn die Sirenen mit metaphysischer Erkenntnis in den Tod
lockten. Resultat dieses Gedankenexperiments ist eine unorthodoxe und kritische Auseinandersetzung mit Nihilismus und Buddhismus.
5. Einen wichtigen Schlüssel zum Verständnis der strukturellen Metaebenen des Textes bietet
die mit „Indizien“ betitelte Zitatesammlung, die dem „Essay“ voran gestellt ist. Ohne diesen Zugangscode könnte der Leser dem irrigen Eindruck erliegen, dass der Autor an manchen Stellen die Kontrolle über seinen Text und besonders über seine Fußnoten verloren hat. Dem ist allerdings nicht so; behauptet jedenfalls der Autor.

